30-jähriges Partnerschaft-Jubiläum in Zillebeke

Vm 20. - 22. Juni 2014 weilte eine 32-köpfige Delegation der Gemeinde Seelbach im westflandrischen Zillebeke, um die 30-jährige Partnerschaft zwischen beiden Kommunen zu feiern. Dabei waren alle Altersgruppen von 16 bis 85 vertreten. Schon bald nach der Quartierverteilung am Freitagabend, traf man sich am Menentor in Ypern, dessen Teilgemeinde Zillebeke ist. Das Menentor ist ein Ehrenmal für die Vermissten des Britischen Commenwealth im Ersten Weltkrieg rund um Ypern. Im Rahmen der Last Post – Zeremonie legte die Delegation einen Kranz der Gemeinde Seelbach nieder.

Am darauf folgenden Morgen wurde in Zillebeke eine Verbrüderungstafel enthüllt. Der Yperner Stadtrat Ives Goudeseune brachte dabei zum Ausdruck, dass eine solche Tafel nicht nur Einheimische und Touristen über die Partnerschaft informieren, sondern vielmehr zum Nachdenken anregen soll, warum diese Partnerschaft überhaupt bestehe. Wolfgang Himmelsbach, Seelbacher Gemeinderat und Sprecher des Partnerschaftskomitees übersetzte das so: „Wer die Gegenwart begreifen will, muss die Vergangenheit kennen. Wer die Gegenwart nicht begreifen kann, hat die Zukunft schon verloren.“

Anschließend wanderte man an den Gestaden des Zillebeke Vijvers vorbei. Sitzbänke mit den Namen „Seelbach“, „Schönberg“ und „Wittelbach“ luden zum Verweilen ein. Aber dazu war keine Zeit vorhanden, denn die Besichtigung eines interkommunalen Trinkwasseraufbereitungswerkes stand auf dem Programm. Die Seelbacher staunten nicht schlecht, als sie sahen, mit welch hohem technischem Aufwand in Westflandern Trinkwasser hergestellt werden muss, was in Seelbach so einfach aus den Quellen sprudelt.

Bei der Besichtigung eines privaten Museums wurden alle Seelbacher mehr als nachdenklich. Sie bekamen das Leiden und Sterben, auf beiden Seiten, im Ypernbogen, von 1914 bis 1918, vor Augen geführt. Folgerichtig besuchte man anschließend den deutschen Soldatenfriedhof in Langemark, wo auch der Seelbacher Josef Fehrenbach seine letzte Ruhe gefunden hat. Dort legte man ein Blumengebinde nieder.

Nun galt es, zum Festbankett zu eilen. Den Reigen der Ansprachen eröffnete Antoinette Verfaillie-Leroy, die Vorsitzende des Seelbachkomités in Zillebeke und Trägerin der Ehrenmedaillie der Gemeinde Seelbach. Sie schilderte die Entwicklung der 30-jährigen Partnerschaft. Dabei betonte sie ausdrücklich, dass persönliche Freundschaften diese Partnerschaft so sehr prägten. Aber auch Freundschaften zwischen Vereinen würden dazu beitragen, die beiden Gemeinden mehr zu verbinden. Bürgermeister Thomas Schäfer ging darauf ein, dass gemeinsame Feste und Feiern, wie eben dieses Festbankett, die tiefe Verbrüderung begründen und bestätigen würden. Und weil wir gerne feiern, seien wir im Herzen mit unserer jeweiligen Heimat verbunden und gleichzeitig seien wir gemeinsam Europäer. Es gelte gemeinsam am Frieden zu arbeiten, auch im Sinne einer guten Zukunft für unsere Kinder. Der 1. Beigeordnete der Stadt Ypern, Josef Verschore, beschwor die europäische Identität. Nicht nationale Egoismen, sondern nur gemeinsames Handeln, würden uns alle, auch die europäischen Kommunen, weiter bringen. Wolfgang Himmelsbach schließlich thematisierte die „Europäische Idee“. Sie fasziniere die Menschen, auch heute noch, weltweit. Aber die Form und der Zustand, in dem sich die Europäische Union derzeit befinde, schreckt auch viele ab. Dies sei kein Widerspruch. Denn im Zuge von immer neuen Reformen in den vergangenen Jahrzehnten, bei denen an immer neuen Stellen repariert und justiert wurde, seien die Institutionen der Europäischen Union so unübersichtlich geworden, das sie keiner mehr versteht. Es liege an uns, der Europäischen Union die Form zu geben, damit die Faszination der europäischen Idee wieder sichtbar wird: Die Idee nämlich, nach kriegerischen Jahrhunderten mit Europa einen Ort zu schaffen, an dem Frieden herrsche, soziale Gerechtigkeit geübt werde und der Stabilität in die Welt exportiere und der als transnationale Demokratie organisiert sei, bei der die kommunale, die regionale, die nationale oder die europäische Ebene jeweils das regelt, was sie am besten kann. Himmelsbach hielt seine komplette Rede übrigens in der Heimatsprache der Gastgeber, nämlich in Niederländisch. Letzteres ist bei den belgischen Freunden besonders gut angekommen.

Nach einem üppigen, typisch belgischen Abendessen, ging man zum gemütlichen Teil mit Musik und Tanz über. Die Türen des kulturellen Zentrums von Zillebeke „In ́t Riet“ schlossen erst in den frühen Morgenstunden.

Auf der Heimfahrt bedankte sich Himmelsbach bei allen Mitfahrenden. Sie hätten die Gemeinde Seelbach gut vertreten. Ganz besonders bedankte er sich bei den jungen Musikerinnen und Musikern vom Musikverein Seelbach, die bei der Tafelenthüllung, auf dem Friedhof in Langemark und beim Festbankett den jeweils entsprechenden musikalischen Rahmen abgesteckt hätten. „Ihr ward das Tüpfelchen auf dem I“, meinte er abschließend.

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