Rückblick 40-jähriges Partnerschaftsjubiläum Zillebeke vom 10. - 12. Mai 2024
Reiserückblick:
zum Partnerschaftsjubiläum nach Zillebeke vom 10. bis 12. Mai 2024
Bei schönstem Reisewetter ist unsere Gruppe in einem komfortablen Bus gestartet. Wir genossen Beinfreiheit und gute Gesellschaft. Die Anreise verging wie im Flug. Ypern empfing uns mit Sonnenschein und einer ganz besonderen, erwartungsvollen Atmosphäre. Die Unterkunft ließ keine Wünsche offen und erfrischt traf die Gruppe im Ratssaal der großen Tuchhalle ein. Als Aperitif wurde außergewöhnliches Bier gereicht, benannt nach der Tochter des Caterers, „Pauline“: „Sie möge jedem ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, stand auf dem Glas. IN der Tat - wir lächelten und wurden im Saal der bunten Fenster fürstlich verwöhnt. So herzlich wie der Empfang und die Worte von Diego Desmdryl, so köstlich waren die Speisen: Krabbensüppchen, Lachshäppchen, Garnelen am Spieß, Fisch auf Spinatkartoffelstampf, auf der Zunge zergehendes Fleisch…
Wir wollten gar nicht mehr gehen und Schöffe Ives Goudeseune freute sich sichtlich über unsere Begeisterung: ein wunderbarer Ort, die vertrauten Bekannten wiederzusehen!
Draußen pulsierte bereits eine erwartungsvolle Feierlichkeit und die Sehenswürdigkeiten Yperns luden zum Abendspaziergang ein, der uns in so manche köstliche Lokalität führte. Erfüllt von so viel friedlicher und vorfestlicher Atmosphäre fanden wir in unserem Hotel einen ruhigen und doch zentralen Platz, um aufzutanken für den nächsten Tag.
Spazieren oder Busfahren? Das war die erste Frage am Frühstückstisch. Eine kleine Gruppe spazierte zu durch das zauberhafte Naherholungsgebiet über Holzbohlen und Pfaden entlang am Wasser bis zum „Seelbachdreef“, wo der Festakt stattfinden sollte. Doch wo war der Bus? Die Fußgänger waren vor ihm da! Der Bus steckte in einem kurzfristigen, aber farbenfrohen Stau, denn die anreisenden Umzugswagen sorgten für einen Augenschmaus für alle, die deswegen steckengeblieben waren. Dennoch waren wir gut in der Zeit. Der üppig eingedeckte Saal füllte sich zunehmend, die Musikkapelle mit dem Namen „Höre und schweige“ spielte so schmissig, dass „Singe und tanze“ auch gepasst hätte.
Warmherzige Worte der Freundschaft und Verbundenheit richtete Ives Goudeseune an die Festversammlung und betonte, dass die Partnerschaft auf einer zufälligen Begebenheit beruhte, als eine Gruppe Zillebeker in Seelbach Urlaub machten. Sie entdecken, dass Zillebeke auf Deutsch „Seelbach“ heißt. Das war die Geburtsstunde des Partnerschaftsgedankens.
Nachdem die Zillebeker nun den Katharinenmarkt schätzen gelernt haben, freute es Ives Goudeseune sehr, dass sie Seelbacher nun auch in den Genuss der Katzenfestes kommen werden. Bürgermeisterin Emmily Talpe erinnerte an die Reise vom letzten Jahr und betonte die Dankbarkeit, dass die Gastfreundschaft schon vierzig Jahre lebt. Antoinette und Marcel haben diese Partnerschaft von Anfang an begleitet und wurden dafür mit Blumen und Applaus geehrt. Bürgermeister Michael Moser wies darauf hin, dass eine gelungene Partnerschaft ein starkes Statement ist, gerade in einer Zeit, in der Kriege geführt werden und der Populismus dem Frieden gefährlich werden könnte. Wie gut tut da der Blick auf Freundschaften im Ausland.
Ein Jubiläum ist ein Geburtstagsfest und am Geburtstag gibt es Geschenke. Wim Cannie und Karsten Hinrichsen überreichten nach Worten der Verbundenheit stellvertretend für das Zillebeke Komitee unser Geschenk: Am Geroldsecker Sekt baumelte ein Beutelchen mit kreativem Inhalt: Ein „Seelbach – Zillebeke Memory“ mit allem, was für unsere Partnerschaft symbolisch steht. Wir fahren nach Hause mit praktischen Gläsern dekoriert mit unseren beiden Wappen.
Auch der neue Pfarrer, Christian Bultinck, der die protestantische Gemeinde in Ypern leitet, Pfarramtssekretärin Nele und viele Gemeindeglieder waren zum Festakt gekommen. Nele hatte noch am selben Morgen auf einem Flohmarkt in Ieper ein Weinglas mit einer historischen Aufschrift entdeckt: „100 Jahre MGV Seelbach 1885 –1985“ und überreichte es freudestrahlend Pfarrerin Doleschal. Pfarrer Bultinck hat den Besuch der protestantischen Gemeinde bereits angekündigt. Ein Zeichen für eine lebendige Freundschaft!
Nun ging der Vorhang auf für das Festessen: Geflügelbraten in Pilzsauce mit belgischen Pommes, legendären Biersorten und köstlichen Eclairs zum Dessert. Ein höchst engagiertes Team umsorgte uns und die dicht bestuhlten Reihen waren voll besetzt. Wir sagen allen und dem „Seelbach Komitee“ unseren herzlichen Dank und Komplimente für ein gelungenes Fest.
Nachdenklich gingen wir in den sonnigen Nachmittag, wohl wissend, dass eine solche Partnerschaft ein Auftrag ist, gerade in dieser Zeit. Nun konnte jeder seine Wünsche erfüllen: Museumsbesuch „In Flanders Fields“, Belgische Schokolade, blühende Parkanlagen oder Staunen über die Vorboten und Proben zum Katzenfest. Pünktlich zur Last Post fanden wir uns im Menentor ein. Es war ein Moment, in dem wir bei unseren Freunden aus Zillebeke feuchte Augen entdeckten. So stimmungsvoll und einmalig reich ausgestaltet war die Kranzniederlegung, an der Vertreter unserer beiden Komitees Seite an Seite standen. Der Seelbacher Kranz mit gelb – roten, echten Blumen leuchtet inmitten der vielen Mohnblumen. Dudelsackmusik und zuletzt das „Amazing grace“ gaben diesem Augenblick einen äußerst würdigen Rahmen.
Außerhalb des Menentores hatte schon das Katzentreiben begonnen und mauzende Wesen führten uns zurück auf den Großen Markt, wo wir aus dem Staunen nicht rauskamen. Jede Ecke lockte mit Gesang und Theater. Bei Anbruch der Dunkelheit tauchte die Tuchhalle ein in mystisches Licht, Arien erklangen und aus der Luft schwebten Tänzerinnen und Akrobaten. Auch wenn die Abendluft etwas kühler geworden war, niemand wollte etwas verpassen. Wenn das heute schon so schön ist, wie wird es erst morgen sein?
Am Vormittag pulsierte der Ort, die Mengen strömten gelassen und friedlich in die Innenstadt. Katharina hatte ihr Gewand angelegt und wurde mit einer Delegation und dem Bürgermeister im Gebäude der ehemaligen „Bank of Belgium“ im Restaurant „Yperley“ empfangen. Es erwartete sie ein Hochgenuss belgischer Kochkunst und Gastfreundschaft im Kreise von Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Inzwischen füllten sich die Tribünen, die Wagen der ortsansässigen Firmen versprühten in einer Vorrunde gute Laune und Bonbons. Dann war der Augenblick gekommen: der offizielle Umzug ging an den Start. Wir staunten über das Engagement der Bürger und Schulen. Erwachsene und Kinder winkten, sangen und tanzten auf den phantasievollen Wagen und gingen pantomimisch aus sich heraus. Unsere Freunde aus Zillebeke entdeckten wir auf einer ägyptischen Barke mit der Katzengöttin Bastet in ägyptischem Outfit. Ein Feuerwerk an begeisterten Mitwirkenden, Farben und Fantasie zog an unserer Tribüne vorbei. Das nächste Mal gönnen wir uns eine weitere Übernachtung, denn den „Katzenwurf“ und das Finale wollen wir nicht mehr verpassen. Dank unseres routinierten und gutgelaunten Busfahrers Jürgen, der uns wieder begleiten will, erreichten wir Seelbach – gar nicht mal so müde, sondern erfüllt und in Vorfreude auf weitere schöne Erlebnisse mit unserer Partnergemeinde.
Pfarrerin Anke Doleschal